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Mit Stress und Ungewissheit zurechtkommen – wie helfen wir unseren Kindern dabei?

Kinder und Jugendliche sehnen sich ebenso wie Erwachsene nach Gewissheit. Aus diesem Grund gibt es Wahrsager und Horoskope seit Tausenden von Jahren! Es spielt keine Rolle, wie oft deren Vorhersagen widerlegt werden - wir Menschen wollen wissen, was als Nächstes passiert, und Kinder und Jugendliche sind da nicht anders.

Ungewissheit ist unangenehm, aber nicht unerträglich

Aus der Forschung wissen wir, dass unser Gehirn bei Ungewissheit härter arbeiten muss. Wenn es zu viel Unbekanntes gibt, braucht es mehr geistige Anstrengung, um durch den Tag zu kommen. Bis zu einem gewissen Grad können Eltern für Sicherheit sorgen, und zwar in Form von regelmäßigen Routinen und konsequentem Handeln. Dadurch wird die Entwicklung der Kinder gefördert, da sie sich auf das Erlernen neuer Fähigkeiten konzentrieren können, anstatt sich Gedanken darüber zu machen, was als Nächstes passieren wird. So kann beispielsweise eine feste Morgenroutine Kindern helfen, sich auf das Erlernen von mehr Selbstständigkeit zu konzentrieren.

Allerdings ist es selbst unter idealen Bedingungen nicht möglich, alle Aspekte des Lebens zu kontrollieren. Eine gewisse Unsicherheit zu tolerieren und mit Veränderungen umzugehen, ist eine wertvolle emotionale Lebenskompetenz, die man jedoch erst erlernen muss. Eltern und Familien können Kinder und Jugendliche dabei unterstützen. Manchen Kindern fällt dies schwerer als anderen, und es kann länger dauern, bis sie es lernen.

In verschiedenen Orten gibt es unterschiedliche Programme für positive Elternschaft. Suchen Sie nach Ihrer Region:

Emotionale Kompetenzen fördern

Kinder und Jugendliche brauchen Hilfe, um mit Gefühlen der Unsicherheit umzugehen. Dies ist in Zeiten von Stress noch wichtiger. Auch jetzt, in der COVID-19-Pandemie, gibt es noch viele Dinge, die wir nicht wissen. Wir können für viele medizinische Fortschritte und Erkenntnisse dankbar sein, aber selbst mit steigenden Impfraten wird COVID-19 die Bildung und die Wirtschaft noch einige Zeit beeinflussen. Unsere Kinder fragen sich vielleicht, was als Nächstes kommen wird.

Kinder und Jugendliche lernen viel von den Erwachsenen um sie herum, indem sie einfach nur zusehen und zuhören. Erwachsene können mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie durch Taten und Worte zeigen, dass eine gewisse Unsicherheit toleriert werden kann. Wir müssen sie nicht mögen, aber wir können mit ihr zurechtkommen. Haben Sie als Eltern auch das Gefühl, immer eine Antwort parat haben zu müssen? Es ist in Ordnung, seinen Kindern auch mal zu sagen, dass man etwas nicht weiß! Es ist sogar mehr als “in Ordnung”, denn Sie zeigen damit, dass es okay ist, nicht alles zu wissen. Außerdem vermitteln Sie Ihren Kindern auf diese Weise eine viel zu wenig beachtete Lebenskompetenz: um Hilfe oder weitere Informationen zu bitten, wenn man sie braucht.

Wenn Sie Ihren Kindern Dinge erklären, ist es wichtig, so wahrheitsgetreu wie möglich zu sein. Wenn Sie also selbst keine Antwort auf eine Frage wissen, könnten Sie vorschlagen, gemeinsam nach weiteren Informationen zu suchen. Sie können ihre Kinder auch dazu ermutigen, die Augen und Ohren offen zu halten und weiterhin nach Möglichkeiten zu suchen, mehr zu erfahren.

Der Umgang mit schwierigen Gefühlen braucht Übung. Ein positives, liebevolles Umfeld, in dem Kinder über ihre Gefühle sprechen können, ist sehr hilfreich. Kinder müssen sich wertgeschätzt fühlen. Sie müssen auch wissen, dass es in Ordnung ist, Gefühle auszudrücken - und dass, wenn sie unangenehme Gefühle wie Sorgen oder Traurigkeit äußern, die Eltern das Problem nicht herunterspielen („Ist doch nicht so schlimm…“) oder genervt reagieren. Als Eltern können wir zeigen, dass wir all die verschiedenen Gefühle unserer Kinder akzeptieren, ihnen aber zugleich auch Wege aufzeigen, wie sie diese angemessen ausdrücken können. Zum Beispiel: "Es ist in Ordnung, wütend zu sein, aber es ist nicht in Ordnung, jemanden zu schlagen."

Anstatt unangenehme Gefühle zu verbergen, sollten Kinder lernen, über sie zu sprechen. Manchmal können kleine Kinder besser Bilder malen, um ihre Gefühle zu beschreiben. Auch ältere Kinder brauchen vielleicht Hilfe, um Gefühle zu benennen oder zu erkennen und sie mitzuteilen. Gefühle können auch auf andere Weise ausgedrückt und verarbeitet werden, z.B. durch kreative Aktivitäten wie Musik oder Sport, durch Zeit in der Natur oder durch das Führen eines Tagebuchs.

Kindern vermitteln: “Ich weiß, dass du das schaffen kannst!”

Als Eltern können wir unsere Kinder ermutigen, Vertrauen in ihre eigene emotionale Widerstandskraft, ihre Resilienz, zu entwickeln. Das ist unschätzbar wertvoll, wenn Kinder die unvermeidlichen Höhen und Tiefen des Lebens bewältigen müssen. Jeder Mensch ist manchmal traurig oder aufgebracht, aber diese Gefühle gehen vorüber. Es braucht Zeit, um zu lernen, mit unvorhersehbaren und stressigen Situationen umzugehen. Aber ein positives familiäres Umfeld hilft Kindern zu lernen, dass auch unangenehme Gefühle auf gesunde Weise bewältigt werden können.

Eine weitere wichtige Lebenskompetenz, die Eltern ihren Kindern mitgeben können, ist das Problemlösen. Das bedeutet, Kinder dabei zu unterstützen, möglichst eigenständig Lösungen für ihre Schwierigkeiten oder Fragen zu finden. Anstatt den Kindern die Antwort vorzugeben, kann man sie dazu anregen, ihre eigenen Ideen zu entwickeln. Bei komplexeren Problemen kann ein strukturierter Problemlösungsprozess eingesetzt werden. Das Erlernen dieser Fähigkeiten hilft Kindern, mit dem umzugehen, was gerade passiert. Auch um zukünftige Herausforderungen zu bewältigen, ist das sehr hilfreich.

Es gibt praktische, einfach anzuwendende Ideen, die Sie im Rahmen des Triple P Positive Parenting Program kennenlernen können. Mit diesen können sie das emotionale Wohlbefinden und die Entwicklung Ihrer Kinder fördern, auch in Zeiten von Stress und Unsicherheit. Sie entscheiden, was zu Ihrer Familie passt und wie Sie es umsetzen!

Weiter vertiefen können Sie diese zum Beispiel mit Triple P Online, einem interaktiven Online-Programm für Eltern, das Ihnen jede Menge positive Tipps vermittelt. Das COVID-19-Modul enthält spezielle Tipps zur Bewältigung von Sorgen in unsicheren Zeiten.

Vielleicht gibt es bei Ihnen in der Nähe auch persönliche Triple P-Angebote, z.B. im Familienzentrum oder einer Beratungsstelle. Schauen Sie doch gern einmal unter “Unterstützung finden” nach!

Stärken Sie die Bewältigungskompetenzen Ihres Kindes. Erfahren Sie mehr über positive Erziehung.